Fallbericht - Lahmheit vorne links

Fallbericht - Lahmheit vorne links

Bobby, ein 4 Wochen altes Kalb auf einem Milchviehbetrieb zeigt Ende April 2025 eine Verdickung am unteren Karpalgelenk vorne links. Das Bein wird nur wenig belastet, und das Tier reagiert auf Berührung an der entsprechenden Stelle: es scheint schmerzhaft zu sein.

Am Tag vor dem Auftreten der Lahmheit war das Tier scheinbar sehr aktiv, daher ist ein Verletzung durch Anstossen oder Vertrampen nicht ausgeschlossen. Es stehen differentialdiagnostisch folgende Verdachtsdiagnosen zur Auswahl:

-          Akute Gelenksentzündung

-          Knochenabsplitterung im Gelenk

-          Sehnenverletzung

-          Muskelverletzung

1. Behandlungsversuche

Das Kalb wurde der Tierärztin vorgestellt, eine Therapie mit Entzündungshemmer und Antibiotika wurde durchgeführt über mehrere Tage durchgeführt. Auch die Tierärztin konnte keine klare Diagnose setzen. Noch parallel zur schulmedizinischen Behandlung wurde eine Tape-Anlage geklebt: ein Lymphtape im Schulterbereich, damit die Schwellung am Bein zurückgeht und der Druck auf die Nervenbahnen nachlässt, dies trägt zur Schmerzlinderung bei. Ein weiteres Tape wurde zur Stabilisation des Gelenkes angelegt. Zusätzlich wird die Gelenksschwellung homöopathisch behandelt.

der Blick auf den ganzen Betrieb

Wir befinden uns im Frühjahr 2025, ein Jahr nach Ausbruch der Blauzungenkrankheit in der ganzen Schweiz. Der Betrieb selbst hatte keine Tiere mit eindeutiger Blauzungeninfektion, doch die starke Verbreitung der Blauzungenkrankheit in der Region lässt vermuten, dass der Erreger wohl präsent ist. Die Tiere beweisen mit einem starken Immunsystem eine gute Abwehrkraft. Im März und April wurden alle Tiere auf dem Betrieb gegen das Blauzungenvirus geimpft. Bobby war zum Zeitpunkt der Impfung noch nicht geboren.

2 weitere Kälber auf dem Betrieb zeigen im Verlauf des Monat April und Mai eine ähnliche Schwellung am Karpalgelenk mit Schonhaltung. 3 andere Kälber bilden einen Abszess an der Backe auf höhe des Unterkiefers. Für mich liegt die Impfung mit den Entzündungsprozessen der jungen Kälber im Zusammenhang. Die gesamte Milchkuh-Herde wird mit einer homöopathischen Blauzungen-Prophylaxe behandelt, damit die nächsten Kälber verschont bleiben.

2. Behandlung

Unter homöopathischer Behandlung macht Bobby einen nur mässig besseren Eindruck, mit regelmässigen Rückfällen. Daher entscheiden wir uns ca. 1 Monat nach Auftauchen der Beschwerden zu eine Blutegelbehandlung. Dazu setze ich 5 Blutegel auf das Karpalgelenk an und lasse diese selbständig ihre Arbeit verrichten. Zum Schutz der Egel vor Abschlecken und Abschlagen lege ich einen Strumpf über das Gelenk während der Behandlung.

Bereits 1 Tag nach der Behandlung scheint Bobby schmerzfrei zu sein und ist deutlich aktiver auf dem Bein unterwegs als zuvor. Nach ca. 2 Wochen sehe ich Bobby wieder, er zeigt nur in einzelnen Bewegungen eine leichte Schonhaltung, jedoch ohne Schmerzanzeichen. Dies könnte auch erlernte Schonhaltung sein aufgrund der doch längeren Leidenszeit für ein solch junges Tier. Auch 2 Monate nach der Blutegelbehandlung berichtet der Tierhalter von einem guten Gesundheitszustand von Bobby.

Nach der homöopathischen Herdenbehandlung sind keine weiteren vergleichbaren Erkrankungen bei den Kälbern auf diesem Betrieb aufgetreten.

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